Als wir angekommen sind (so gegen 19:15) lief der Einlass bereits, mich haben die vielen bunten Menschen in der Schlange schon etwas gewundert, auch wenn es Nicht-Schwarzträger bei VNV NAtion in den letzten Jahren immer schon vereinzelt gegeben hat. Es stellte sich dann allerdings heraus, dass die meisten davon überhaupt nicht zu VNV Nation wollten sondern zur Antilopen-Gang, die zeitgleich in der Turbinenhalle 2 gespielt haben.
Nachdem wir innen angekommen waren, wusste ich gleich wieder, warum ich so ungerne in die Turbinenhalle gehe (und mir jedes Mal vornehme, dass es das letzte Mal war): Getränke gibt es nur gegen Bons, die man nicht zurückgeben kann und laut Aufdruck nur saisonal begrenzt verwendbar sind, und für die Garderobe braucht man dann auch noch Bargeld, weil 5€ Pfand nur bar bezahlt werden können. Getränkepreise sind soweit ok, wieso irgendjemand auf der Welt allerdings Pepsi ausschenken möchte, wird sich mir nie erschliessen.
Das Publikum war dann eher wie erwartet, aber man merkt schon deutlich, dass sich VNV Nation den Weg in die Masse erspielt haben, Blue-Jeans mit Penaten-blauem Business-Hemd oder hell-beige Felljacken gab es auch, blieben aber die Ausnahme.
Pünktlich um 20 Uhr ging es los: Straight Razor. Erster Gedanke: WTF. Ganz fürchterlicher Soundbrei, die Künstler taten mir schon etwas leid. Zum Glück hat sich das relativ schnell gebessert (auch wenn der Sound den ganzen Abend nicht wirklich Spitzenklasse war) und ich muss sagen: es hat mir gefallen. Nicht nur im Vergleich zu TRAITRS, die mir bei der Electric Sun Tour wirklich schwer gefallen sind, sondern auch allgemein. „Black Smoke Rising“ kommt auf meine Playliste. Nach einer halben Stunde war es dann schon vorbei. Schade, zwei drei Tracks mehr wären schön gewesen.
Umbaupause, um 21 Uhr kommt Ronan im Dunkel auf die Bühne, die Menge jubelt. Opener ist „Save Me“ vom neuen Album, holt mich persönlich nicht ab. Im normalen Set gibt es noch einen neuen Track „Silence Speaks“, gefällt mir deutlich besser. Auf Nemesis folgt Legion, Ronan wirkt etwas irritiert, weil die Reaktionen des Publikums doch etwas verhaltener sind – vermutlich ist das einfach zu alt und vielen nur in der Orchester-Variante bekannt. Der Rest des Sets ist (mit Ausnahme von Honour) relativ Standard: When is the future, Tomorrow never comes, Retaliate, Control, Perpetual, dazu ein bisschen von Electric Sun, wo ich mich inzwischen zumindest mit Prophet angefreundet habe. Show-Ende, Zugabe: The Game, Gratitude (für mich einer schwächeren Songs von Automatic, aber scheinbar schreiben viele Leute Mails an Ronan was dieser Song für sie bedeutet und die Reaktion der Zuschauer scheint das zu bestätigen) und ein neuer Song „Close to Heaven“. Kann man, muss man aber nicht haben. Dunkel, Drums werden auf die Bühne geschleppt. Zweite Zugabe: Illusion, Nova, All our sins. Dann ist wirklich Schluss, Ronan bedankt sich ausführlich, die Menge feiert. Insgesamt zwei Stunden Spielzeit ist mehr als ordentlich.
Fazit: ein gelungener Abend mit guter Laune. Hat Spass gemacht, gute Show, motiviertes Publikum, gut gelaunter Ronan – trotz Problemen mit Ton und Licht (dass er zu Beginn eines Songs das Licht korrigiert habe ich noch nicht erlebt). Musikalisch würde ich mir mehr PTF als Noire wünschen, aber das ist vermutlich nicht das, was die Mehrheit heute hören möchte.
Was mir wieder positiv aufgefallen ist: Ronan guckt wirklich ins Publikum. Relativ zu Anfang hat er eine ziemlich am Rand und ungünstig positionierten Rolli-Fahrer(-in) erblickt und erstmal ganz nach vorne in die erste Reihe geholt „damit Du auch alles siehst“.