Eine Szene, eine Region

Verbindung der Schwarzen Szene zu anderen Subkulturen

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Die Schwarze Szene ist seit Jahrzehnten ein kulturelles Phänomen, das sich durch seine Offenheit gegenüber anderen Subkulturen auszeichnet. Im Thread wurde rege über die Verbindungen zur BDSM-, Mittelalter- und Punk-Szene diskutiert, aber es gibt noch weitere, teils unerwähnte, aber relevante Verbindungen, die ebenso stark zur Vielfalt der Schwarzen Szene beitragen.

Die Schwarze Szene und BDSM – Mehr als nur Mode?

Wie bereits im Thread angesprochen, gibt es eine oft angenommene Verbindung zwischen der Schwarzen Szene und BDSM, die jedoch weitgehend auf ästhetischen Überschneidungen basiert. Lack, Leder, Halsbänder und Harnesse sind optisch prominent in beiden Szenen, jedoch bedeutet das nicht, dass alle Schwarzen automatisch in der BDSM-Szene aktiv sind. Einige Mitglieder der Schwarzen Szene schätzen BDSM-Praktiken und nutzen diese als Ausdruck einer alternativen Lebensweise, andere sehen darin lediglich ein modisches Stilmittel. Diese Schnittmenge bleibt jedoch spannend, da BDSM-Themen in der Schwarzen Szene oft als Teil eines rebellischen, normbrechenden Lebensstils angesehen werden, auch wenn die tatsächlichen Berührungspunkte meist eher oberflächlich bleiben.

Mittelalter und Gothic – Eine enge kulturelle Verflechtung

Eine enge und oft betonte Verbindung besteht zwischen der Schwarzen Szene und der Mittelalterszene. Auf Mittelaltermärkten oder bei historischen Festen trifft man häufig auf Mitglieder der Schwarzen Szene, die von der Musik, der Mode und der Philosophie des Mittelalters fasziniert sind. Diese Verbindung zeigt sich auch in der Beliebtheit von Mittelalter-Rock-Bands wie In Extremo oder Subway to Sally, die beide Szenen musikalisch vereinen. Historische Kleidung, insbesondere schwarz dominierte Outfits und barocke Elemente, findet sich in beiden Szenen wieder. Das Interesse an einer vermeintlich „einfacheren“ und „authentischeren“ Zeit, verbunden mit einer Ablehnung des modernen, massenkulturellen Lebensstils, zieht viele Schwarze in die Mittelalterszene.

Die Punk-Szene – Rebellische Wurzeln

Die Schwarze Szene teilt mit der Punk-Szene ähnliche Wurzeln im Protest und der Ablehnung gesellschaftlicher Konventionen. In den 80er Jahren, als Gothic und Punk oft Hand in Hand gingen, gab es viele Überschneidungen in der Musik und der Haltung gegenüber Autorität und Normen. Auch heute noch gibt es in der Schwarzen Szene ältere Mitglieder, die ihre musikalischen und ästhetischen Ursprünge im Punkrock haben, und die subversiven Elemente beider Subkulturen finden immer wieder zueinander. Diese enge Verbindung zeigt sich in den gemeinsamen Ursprüngen von Gothic Rock und Post-Punk und in der anhaltenden Beliebtheit von Bands wie Bauhaus, Joy Division oder Siouxsie and the Banshees, die stilprägend für beide Szenen waren.

EBM und Industrial – Elektronische Klänge als kultureller Katalysator

Eine Verbindung, die im Thread nicht direkt angesprochen wurde, aber dennoch einen wesentlichen Teil der Schwarzen Szene ausmacht, ist die zum Electronic Body Music (EBM) und zur Industrial-Szene. Bands wie Front 242, Nitzer Ebb und Skinny Puppy haben einen bedeutenden Einfluss auf die Schwarze Szene ausgeübt und prägen seit den 80er Jahren den Sound der Clubs. Die harten, mechanischen Klänge und dystopischen Themen der Industrial-Szene haben perfekt zur düsteren Ästhetik der Schwarzen Szene gepasst. Besonders in Deutschland, wo sich EBM und Industrial stark durchgesetzt haben, gibt es zahlreiche Festivals und Partys, die diese Subgenres feiern und mit Gothic- und Darkwave-Elementen verbinden.

Die Cyber-Goth-Subkultur – Ein futuristischer Ausläufer

Ein modernes Subgenre, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist die Cyber-Goth-Subkultur. Diese Bewegung mischt Elemente der Schwarzen Szene mit futuristischen, teils dystopischen Einflüssen. Während in der klassischen Schwarzen Szene eher barocke oder viktorianische Stile dominieren, ist der Cyber-Goth durch neonfarbene Akzente, künstliche Materialien und technologische Themen geprägt. Musikrichtungen wie Aggrotech, Futurepop und Hardstyle bilden den Soundtrack dieser Subkultur, die besonders in den 2000er Jahren an Popularität gewonnen hat. Cyber-Goths experimentieren oft mit extremeren modischen Ausdrucksformen und nutzen technologische Accessoires, um ihre Verbindung zur Zukunft und zur Technologie darzustellen. Diese Subkultur zeigt, wie flexibel und wandelbar die Schwarze Szene ist und wie bereit sie ist, neue Einflüsse zu integrieren.

Visual Kei und Japanische Subkulturen – Eine globale Verbindung

Eine weniger bekannte, aber nicht zu vernachlässigende Verbindung besteht zwischen der Schwarzen Szene und japanischen Subkulturen, insbesondere Visual Kei. Visual Kei, das in den späten 80er Jahren in Japan entstand, kombiniert theatralische, oft extravagante Mode mit einer Mischung aus Glam Rock, Punk und Goth-Einflüssen. Bands wie Dir En Grey und Malice Mizer haben nicht nur in Japan, sondern auch in der westlichen Schwarzen Szene eine treue Anhängerschaft gewonnen. Diese Verbindung zeigt, dass die Schwarze Szene auch global denkt und sich mit Subkulturen aus anderen Teilen der Welt verbindet, insbesondere wenn es um das Spiel mit Mode und Identität geht.

Metal-Szene – Ein musikalischer und ideologischer Nachbar

Die Metal-Szene, insbesondere der Black Metal und Doom Metal, teilt viele Themen mit der Schwarzen Szene, darunter die Faszination für Dunkelheit, Tod und das Okkulte. Auch wenn sich die ästhetischen Ausdrucksformen unterscheiden – Gothic tendiert zu einer theatralischeren, barocken Erscheinung, während Metal oft härter und martialischer auftritt – gibt es viele Berührungspunkte. Beide Szenen lehnen den Mainstream ab und schaffen durch Musik und Ästhetik Räume für die Auseinandersetzung mit existenziellen Themen. Festivals wie das Wacken Open Air oder das M’era Luna bieten Plattformen, auf denen sich Metalheads und Goths treffen und gemeinsam feiern.

Eine Szene der offenen Arme

Die Schwarze Szene hat im Laufe der Jahre gezeigt, dass sie offen für vielfältige Einflüsse und Verbindungen zu anderen Subkulturen ist. Von der Punk-Rebellion über die historische Faszination des Mittelalters bis hin zu futuristischen Cyber-Goth-Elementen – die Schwarze Szene ist ein Schmelztiegel verschiedener kultureller Strömungen. Ihre Stärke liegt in der Fähigkeit, diese Einflüsse aufzunehmen und in die eigene Identität zu integrieren, ohne dabei den eigenen Kern zu verlieren. Diese Offenheit macht sie zu einer der facettenreichsten und beständigsten Subkulturen, die auch weiterhin in der Lage sein wird, neue Verbindungen zu knüpfen und sich weiterzuentwickeln.

Die Schwarze Szene war schon immer offen für Einflüsse aus anderen Subkulturen – doch welche Verbindungen gibt es wirklich? Im Rahmen unseres Wochenthemas wurde auf dem NRW Noir Discord Server lebhaft darüber diskutiert, inwiefern die Schwarze Szene mit anderen Bereichen wie BDSM, Mittelalter, Punk und sogar Goa verbunden ist. Die Mitglieder teilten ihre persönlichen Erfahrungen und Meinungen zu den Überschneidungen und Unterschieden zwischen diesen Subkulturen und der Schwarzen Szene. Dabei wurde deutlich, wie vielfältig und facettenreich die Szene ist und wie sie sich durch neue Einflüsse weiterentwickelt hat. Auf dem NRW Noir Discord Server widmen wir uns regelmäßig einem Wochenthema, das spannende Diskussionen und tiefgründigen Austausch rund um die Schwarze Szene ermöglicht. Jede Woche greifen wir ein neues Thema auf, das von den Mitglieder:innen selbst eingebracht oder von den Moderator:innen vorgeschlagen wird. Ziel ist es, verschiedene Perspektiven zu beleuchten, Erfahrungen zu teilen und neue Impulse zu setzen – sei es zu Musik, Mode, Kultur oder persönlichen Erlebnissen. Wir laden alle herzlich ein, sich an den Diskussionen zu beteiligen, ihre Meinungen einzubringen und gemeinsam die Vielfalt der Szene zu erkunden. Dein Beitrag zählt!